Allgemeines zur Gemeinde Schnaudertal
Die neue Gemeinde Schnaudertal besteht seit dem 01.01.2010 aus den Ortsteilen der Gemeinden Bröckau und Wittgendorf.
Ortsteile:
Bröckau Hohenkirchen Wittgendorf Dragsdorf Großpörthen Kleinpörthen Nedissen
Fläche: 2073 ha
Einwohner: 974 (27.08.2013)
Die Gemeinde Schnaudertal liegt im Burgenlandkreis, südlich von Zeitz an der Grenze zu Thüringen. Schnaudertal gehört seit dem 01.01.2010 zur Verbandsgemeinde Droyßiger-Zeitzer Forst.
Das Ortsbild prägen Vierseiten-Bauernhöfe mit überbauten Torbögen, dessen Schlusssteine ein springendes Pferd als Wappen tragen. Das Dorf Wittgendorf selbst wird zum ersten Mal 1323 in einer Urkunde erwähnt
Geschichte/Sehenswürdigkeiten
Wittgendorf
Der Ortsteil Wittgendorf liegt abseits von der "Straße der Romanik" und ist schwer zu finden. Dennoch birgt dieses ca. 170 Einwohner zählende Dorf eine Kostbarkeit:
Die Wittgendorfer Turm- und Wehrkirche
Die Kirche liegt auf einer leichten Anhöhe zwischen dem Dorf und dem Rittergut.
Sie stammt aus der gotischen Zeit, wurde jedoch auf romanischem Grundriss errichtet, aus welcher Zeit wohl noch einige Mauerteile, wie das untere Stück der Trennungsmauer zwischen Schiff und spätgotischem Chor, erhalten sind.
Im Gegensatz zu den meisten Kirchen unserer Gegend bietet die Westseite der Kirche durch eine hochgiebelige Abschlusswand, welche durch ein gotisches Spitzbogenfenster gegliedert und von zwei starken Eckpfeilern gestützt ist, dem achteckigen hölzernen Glockenturm und der von einer siebenstufigen Treppe durchbrochenen alten Friedhofsmauer einen recht schönen Anblick.
Der barocke Altaraufbau umschließt ein vom ehemaligen Superintendenten Otto Roeder gemaltes und gestiftetes Bild mit Christus am Kreuz und Wittgendorf im Hintergrund. Besonders reich ist die Kirche im Verhältnis zu ihrer Größe mit Denkmälern und alten Grabsteinen ausgestattet. Die Kriegerdenkmäler von 1870/71 und 1914/18 sind besonders erwähnenswert.
Wenn man das Äußere der Kirche betrachtet, dann fällt sofort auf, dass die Kirche aus zwei grundlegenden Bauphasen besteht. Die gotischen Schnitzfiguren und der Chor stammen aus dem 15. Jahrhundert. Die Kanzel stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Kubatur des Kirchensaals lässt eher auf einen vormaligen Turm, möglicherweise sogar einen Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert, schließen.
Das kulturelle Leben in Wittgendorf wird durch den Carnevalsclub Wittgendorf e.V. (CCW), mit den Tanzgruppen und dem Silvesterrat, dem Heimatverein, dem Sportverein Eichenkranz e.V., dem Kleingartenverein "Frohe Zukunft", der Freiwilligen Feuerwehr Wittgendorf (FFW) und der Ev. Kirchengemeinde Wittgendorf getragen.
Quelle: Heftchen des Heimtavereins Wittgendorf e.V. Dorfkirche Wittgendorf 1999
Dragsdorf
Die Ortschaft Dragsdorf wurde bereits im Jahre 1069 als "Drogis" erstmalig urkundlich erwähnt, als eines von 6 Dörfern im Burgward Kayna, die Heinrich IV. an den Bischof von Naumburg für geleistete Kriegsdienste gab.
1121 erhielt Kloster Posa zwei Hufe (1 Hufe ist soviel Land, wie eine ca. 5-köpfige Familie zum Leben benötigt, ca. 7 ha) Land zu seinen Einkünften in Dragsdorf. 1365 musste das Kloster Posa wegen Schulden seine Besitzungen in Dragsdorf, Lonzig, Schellbach und Bloxdorf an das Kloster Pegau veräußern. Auch Pegau musste wegen Schulden diesen Besitz wieder abgeben. Es verkaufte den ganzen Erwerb 1371 an den Zeitzer Probst Johann von Eckirsberg. Bis 1547 gehörte der Ort zum Kurfürstentum Sachsen-Wittenberg, anschließend zum Herzogtum Sachsen und ab 1814 zu Preußen.
Das Rittergut Dragsdorf
Den Eingang zum Rittergut vom Oberdorfe her zierten die Wappen der früheren Besitzer von Pöllnitz,
G. Niske 1733, F.G. Laage 1792 und B. Schubert 1877. Nach der Bodenreform 1945 wurde das Land des Rittergutes an 17 Neubauern in der Größe von 5-6 ha aufgeteilt. 1949 wohnten 9 Umsiedlerfamilien im Rittergut. Von 1955-59 hatte man im ehemaligen Herrenhaus eine Schule eingerichtet, 1952 einen Kindergarten und 1953 eine Kinderkrippe sowie Diensträume der Gemeindeverwaltung, einschließlich Standesamt. Das Standesamt, das für die Gemeinde Heuckewalde, Geußnitz und Wittgendorf zuständig war verlegte man 1965 nach Kayna.
Von den Gebäuden des ehemaligen Rittergutes wurden zu DDR-Zeiten einige wegen Baufälligkeit abgerissen, 1980 das Stallgebäude. Heute steht nur noch das Herrenhaus, das zu Wohnzwecken dient und das Seitengebäude mit dem Glockenturm, das sich in einem baufälligen Zustand befindet. Das Grundstück obliegt der Gemeinde Wittgendorf.
Lebende Denkmäler in Dragsdorf
Die Mühlenlinde
Die Mühlenlinde wurde bereits 1792 erwähnt, als Daniel Wiesner die Mühle für 1750 Gulden an seinen Sohn verkaufte. 1946 wurde die Mühlenlinde unter Naturschutz gestellt.
Kulmsche Eiche
Im Jahre 1866 wurde eine Eiche am Kulmschen Teiche gepflanzt, bei dem Flurstück "Kulmsche", rechts des Wegs nach Lindenberg. 1949 nahm das Naturschutzamt Zeitz diesen Baum in die Naturschutzliste auf, um diese freistehende, schön gewachsene Eiche zu erhalten.
Friedenseiche
1871 wurde zu Dragsdorf ebenfalls eine Friedenseiche, und zwar auf dem Platz vor Louis Koenigs Gehöft gepflanzt.
Lutherlinde
Im Jahre 1883 pflanzten die Dragsdorfer Einwohner zum Andenken an Martin Luther eine Linde. Die 400. Wiederkehr des Geburtstages des großen deutschen Reformators war für alle Gemeinden ein festliches Ereignis. Auch dieser Baum wurde 1949 unter Naturschutz gestellt.
Sie steht im Grunde nach Lindenberg, nahe der alten Wasserleitung, nicht weit von der Kulmschen Eiche.
Der zu Dragsdorf gehörige Steinbruch
In hiesiger Gegend gab es viele Steinbrüche, in denen Sandstein gebrochen wurde. Deshalb war der Beruf eines Steinhauers viel vertreten. Die behauenen Steine wurden mit Fuhrwerken auf die Baustellen gefahren. Es ging bis nach Altenburg, Meerane, Gera, Naumburg usw.
Der Dragsdorfer Steinbruch liegt halbwegs rechts nach Kleinpörthen.
Quelle:Heftchen: Einblicke in die Geschichte von Dragsdorf Dragsdorf Anno1847
Nedissen
Die erste urkundliche Erwähnung von Nedissen findet man 1121 als "Nitazne".
Der Bischof Dietrich I. hat den Posaer Mönchen in diesem Jahr einen alljährlichen Zins von 27 in Nitazne geschenkt.
Nedissen, ein mühlenfrohnpflichtiges Dorf (den Bauern wird vorgeschrieben, wo sie ihr Korn mahlen lassen), ist in die Kirche zu Loitzschütz eigepfarrt.
Daten zur Ortsgeschichte
1751-54
baute Pfarrer Strauß in Loitzschütz das Pfarrhaus der Kirchgemeinde Loitzschütz / Nedissen.
1755
wurde das erste Schulhaus in Loitzschütz errichtet und mit Nedissen ein Schulverband gebildet.
1813
zerstörte eine Feuerbrunst Unternedissen.
1892
wurde die neue Landgemeindeordnung eingeführt, auch in den Gemeinderatssitzungen in Nedissen
1894
legte der Gemeinderat, auf Grund des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1894 die Lustbarkeitssteuer wie folgt fest:
· öffentliche Tanzbelustigungen und Konzerte 1,50 M
· Schaustellungen wie Karussell`s und dergleichen 1,50 M
· geschlossene Gesellschaften 1,50 M
Diesen Beschluss genehmigte auch der Kreisausschuss des Kreises Zeitz und der königliche Regierungspräsident von Merseburg.
1895
erging der Beschluss des Gemeinderates, ab sofort direkte Gemeindesteuern zu erheben.
1897
wird die Gaststätte auf dem Grundstück Gentzsch gebaut. Die Eigentümer waren bisher Bauern und Stellmacher.
1900
errichteten die Bauern von Unternedissen eine Gemeinschaftsviehwaage. Das Häuschen war
ca. 3 x 4 m groß und befand sich vor dem Gut von Arthur Böttger, es stand ca. 70 Jahre. .
1912
kaufte die Gemeinde einen neuen Leichenwagen. Diese Kutsche war sehr prunkvoll gefertigt, das Oberteil bestand aus geschliffenem Glas, die Holzteile waren mit Schnitzereien reich verziert.
1919
wurde die Lustbarkeitssteuer durch den Gemeinderat neu festgelegt.
1950
erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinden Wittgendorf, Dragsdorf, Nedissen, Groß- und Kleinpörthen zur Großgemeinde Wittgendorf. Als Bürgermeister fungierte Kurt Kresse. In Nedissen war Herr Viehweg bis 1950 Bürgermeister.
Zum Schuljahrbeginn 1950/51 bildete man die Grundschule Wittgendorf mit 7 Klassen in 4 Ortschaften. In Großpörthen wurden die Schüler der Klasse 5 aus allen fünf Orten unterrichtet. Die Kinder aus Nedissen mussten den weitesten Schulweg (5 km bis Wittgendorf) zurücklegen und dies bei jedem Wetter zu Fuß und schlechten Wegeverhältnissen.
1955
Eröffnung der zentralen Landschule "Thomas Münzer" in Kleinpörthen.
1961
streikten die Nedissener Einwohner, vor allem LPG-Mitglieder und Frauen, auf dem Platz vor dem Grundstück Böttger wegen der schlechten Versorgungslage im Konsum. Viele Dinge gab es dort nicht zu kaufen oder nur auf Zuteilung z.B. Butter, wogegen es anderen Ortes schon besser war. Der Streik dauerte den ganzen Nachmittag und es gab mit den angereisten Vertretern des Rates des Kreises schwere Diskussionen. Danach verbesserte sich die Versorgung.
1965
brannte die Scheune am Saal der Gaststätte Gentzsch durch einen Blitzschlag nieder.
1967
wurde in der DDR die 40 Stunden Woche eingeführt. Alle kirchlichen Feiertage, bis auf Karfreitag und Weihnachten wurden abgeschafft.
1970
wurde eine neue Konsumverkaufsstelle zwischen Großpörthen und Nedissen gebaut, links vor der Pappelallee. Bisher gingen die Nedissener nach Großpörthen zum Einkaufen.
1976
am 17. August, verbrannte sich Pfarrer Brüsewitz in Zeitz vor der Michaeliskirche. Er hatte die Pfarrstelle in Ossig, Rippicha und Liotzschütz/Nedissen inne.
1978
musste wegen Baufälligkeit die Kegelbahn und die Scheune des Gasthofes abgerissen werden.
1986
nahmen die Dörfer Großpörthen und Nedissen den Bau eine Gemeinschaftsantennenanlage in Angriff.
Jeder Beteiligte leistete 75 Arbeitsstunden und zahlte einen Unkostenbeitrag von 1.200 Mark.
1988
wurde Nedissen an das Wasserleitungsnetz angeschlossen.
1989
stand die DDR vor dem Bankrott. Versorgungsengpässe und Mangel herrschten überall. Die Menschen waren Gefangene im eigenen Land. So kam es zu Demonstrationen in den Großstädten und zur Massenflucht, als Ungarn die Grenze zu Österreich öffnete. Am 30. September verkündete Hans-Dietrich Gentscher den DDR- Flüchtlingen in der Prager Botschaft, dass sie ausreisen dürften. Der Drang nach Freiheit wurde immer stärker. "Wir sind ein Volk" tönte es zu den Montagsdemos, an denen viele Einwohner der Gemeinde teilnahmen. Am 9. November kam es nach über 40 Jahren zum Fall der Mauer.
1990
am 03. Oktober, zum Tag der Deutschen Einheit, fand in Großpörthen am Teich eine große Feier statt. Ein Gedenkstein wurde am Teich neben dem Pavillon gesetzt und eine "Einheits-Eiche" gepflanzt.
1996
hatte Nedissen noch 82 Einwohner. Die Mehrzahl der Bürger sind Vorruheständler und Rentner.
Quelle:Schriftreihe - Einblicke in die Geschichte von Nedissen, Entstanden zum Heimatfest 1997